Kapitalismus

Wann schrieb eine französische Feministin über den Kapitalismus: „Es gibt hier keinen ‚Missbrauch‘ und keine ‚Exzesse‘, einfach nur ein alles durchdringendes System“?

Richtig! Leider falsch!

Simone de Beauvoir (1908-1986) war eine französische Schriftstellerin. Oft werden nur extreme Auswirkungen des kapitalistischen Wirtschaftssystems kritisiert, aber nicht das Wirtschaftssystem an sich. Es wird als einzig realistisches System dargestellt wird (vgl. Klein 2010: 36). In den 1960er Jahren setzten sich viele soziale Bewegungen und antikoloniale Kämpfe in allen Erdteilen für radikale Systemwechsel ein.

In welchem Jahr sagte ein philippinischer Ökonom: „Das Problem mit Gewinnen aus dem Finanzsystem ist, dass sie nur durch Spekulationsblasen geschaffen werden“?

Richtig! Leider falsch!

Walden Bello (geb. 1945) ist ein philippinischer Soziologe, ist einer der ersten Globalisierungskritiker und war aktiv im Widerstand gegen den Diktator Marcos. Nach Bello setzten sich die britische Premierministerin Thatcher und der US-Präsident Reagan in den 1980er Jahren für eine Finanzialisierung der Wirtschaft ein. Hier wird statt mit Waren oder Dienstleistungen z.B. mit Spekulation sehr viel Geld verdient. Dies bringt den sich dekolonisierende Globale Süden in neue Abhängigkeiten.

Wann beschrieb ein deutscher Kaufmann: „Die Berechtigung Deutschlands [zur Kolonisierung] beruht in den zahlreichen, über viele Inselgruppen verbreiteten deutschen Ansiedlungen und Handelsniederlassungen ...“?

Richtig! Leider falsch!

Adolph von Hansemann (1826-1903) war Kolonialhändler und Bankier. Beauftragt durch Reichskanzler Bismarck entwarf von Hansemann eine Strategie zur Kolonisierungen des Pazifik. Seine Logik war, dass Deutschland eine Berechtigung zur Kolonisation hatte, da sie Handelsniederlassungen in diesem Gebiet hatten und die Bewohner:innen nicht weiß waren und damit keinen Anspruch auf Selbstbestimmung hatten.

Aus welchem Jahr stammt der Ausspruch: „Wir können in den Wald gehen und nehmen, was wir wollen, Fisch aus dem Fischteich und Wild aus den Wäldern; wir können in den Wäldern, Wassern und Wiesen machen, was wir wollen“?

Richtig! Leider falsch!

Ein anonymer Leibeigener in einer englischen Chronik Mitte des 12. Jahrhunderts. Leibeigenschaft gab es in Europa ab dem 5. Jahrhundert. Leibeigene waren das Eigentum ihrer Herr:innen, konnten aber Gemeingüter wie Wälder, Seen und Wiesen etc. nutzen. Mit dem Frühkapitalismus wurde Land weltweit massiv privatisiert: Z.B. hatten schon im 16. Jhd europäische Händler:innen einen Großteil der Kanarischen Inseln in Zuckerplantagen umgewandelt (Federici 2014: 68).

Wann sagte ein US-amerikanischer Diplomat: „Die ineffizienten Staatsbetriebe in private Hände zu bringen ist von entscheidender Bedeutung für die Gesundung der irakischen Volkswirtschaft“?

Richtig! Leider falsch!

Paul Bremer (geb. 1941) ist US-amerikanischer Diplomat und war ab 2003 Zivilverwalter im Irak. Bremer legte dem irakischen Volk Gesetze auf (Klein 2010: 479), er vertagte die für 2003 angesetzten Wahlen, ließ erst später eine von Washington überwachte Demokratie zu. Das irakische Kabinett verabschiedete 2007 ein Gesetz, mit dem es sich selbst entmachtete: U.a. hatte es danach kein Mitbestimmungsrecht mehr in der Aushandlung von Ölverträgen (ebd.: 527).

Wann sagte eine deutsche Politikerin, dass das Bürgertum „skrupellose, unmenschliche Ausplünderung und Knechtschaft“ kolonialisierter Völker vorantreibt, um deutschen Arbeiter*innen „die Brosamen von gewerkschaftlichen Zugeständnissen und sozialen Reformen“ zu zahlen“?

Richtig! Leider falsch!

Clara Zetkin (1857-1933) war eine deutsche Marxistin, Frauenrechtlerin und Parlamentarierin für die KPD bis 1933. Für Zetkin als Marxistin gab einen Zusammenhang zwischen Verbesserungen für Arbeiter:innen im Globalen Norden und der Ausbeutung von Arbeiter:innen im Globalen Süden (siehe auch Federici 2014: 129). Auch der Historiker Walter Rodney aus Guayana spricht davon, dass europäische Arbeiter:innen mit „Gewinnen aus Kolonialzeiten“ (Rodney 1972) bestochen werden.

Wann sagte der chilenische Politiker Orlando Letelier: „Die Verletzung der Menschenrechte, (...) und Unterdrückung jeglicher Form von Opposition werden als ein Phänomen diskutiert (und oft verdammt), das rein gar nichts oder höchstens indirekt mit der klassischen ungezügelten ‚freien Marktwirtschaft‘ zu tun hat“?

Richtig! Leider falsch!

Orlando Letelier (1932-1976) war Botschafter Chiles unter Präsident Salvador Allende. Er wurde 1976 unter General Pinochet ermordet. In den 1970er Jahren wurden in Lateinamerika (z.B. Chile), Asien (z.B. Indonesien) und Afrika (z.B. Kongo) viele sozialistische Regierungen mit Unterstützung westlicher Geheimdienste gestürzt und durch Diktaturen ersetzt. Die Diktatur in Chile war für viele ein Versuchslabor des Neoliberalismus. Westliche Firmen profitierten direkt von dem Militärregime Pinochets (vgl. Klein 2010: 155).

Wann sagte ein ehemaliger Mitarbeiter des IWF: „Heute habe ich nach über zwölf Jahren den Mitarbeiterstab des Internationalen Währungsfonds verlassen, (…) damit habe ich den ersten großen Schritt in die Richtung getan, in der ich hoffentlich meine Hände von dem reinwaschen kann, was für mich das Blut von Millionen armer und hungernder Menschen ist“?

Richtig! Leider falsch!

David L. Budhoo ist Wirtschaftswissenschaftler aus Grenada in der Karibik. Die internationalen Organisationen IWF und Weltbank sind offiziell für „Krisenprävention“ zuständig, aber Bodhoo beschreibt, wie er Statistiken fälschte, um drastische neoliberale wirtschaftliche Maßnahmen zu rechtfertigen. Auch von der EU werden Staaten zu Freihandel gedrängt: 2016 sollte die kenianische Regierung das Freihandelsabkommen EPA mit der EU unterzeichnen. „Als sich die Regierung sträubte, verhängte die EU Einfuhrzölle auf kenianische Produkte“ (Medico International 2017).

Wann sagte ein kenianischer Geistlicher: „Ich bin, weil wir sind und weil wir sind, bin ich“?

Richtig! Leider falsch!

John Mbiti (1931-2019) war ein kenianischer Theologe. Das Zitat basiert auf der in vielen Teilen Afrikas verbreiteten Ubuntu-Philosophie. Ubuntu ist auch Inspiration für ein Wirtschaftssystem jenseits des Kapitalismus. Im Gegensatz zu Descartes‘ individualistischem Cogito ergo sum (Ich denke, also bin ich) der Aufklärung geht bei Ubuntu darum, dass das Wohlergehen der Menschen miteinander verknüpft ist. Piet Naudé, Professor an der Nelson-Mandela-Universität in Südafrika, schlägt vor, das die afrikanische Ubuntu-Philosophie Grundlage eines neuen Handelssystems sein könne.

Wann sagte eine US-amerikanische Gewerkschaftlerin: „Und als wir die Gewerkschaft hatten, hatten sie das Gefühl, ich habe einen gewissen Schutz. Ich habe jemanden, der sich wirklich interessiert“?

Richtig! Leider falsch!

Velma Hopkins (1909-1996) war eine Schwarze Arbeiterin. Die von ihr mitgegründete Gewerkschaft Local 22 wurde hauptsächlich von Schwarzen Frauen geführt und kämpfte für wirtschaftliche, racial und Geschlechtergleichstellung. Die Jahrezahl des Zitats ist geschätzt. Oft wurde die Mehrfachdiskriminierung von Schwarzen Arbeiter:innen (als Frauen, Schwarze und Arbeiter:innen) nicht anerkannt. Darum wurden schon Anfang des Jahrhunderts Gewerkschaften wie Local 22 gegründet, die für Gleichstellung auf vielen Ebenen kämpften. bell hooks kritisiert, dass das Thema Klasse im Gegensatz zu Rasse und Gender heutzutage als „uncool“ gilt (hooks 2000: vii). Es komme aber darauf an, alle Unterdrückungsformen zusammenzudenken.