Jakob Fischbacher (1886-1972) gründete 1946 die Bayernpartei, die sich als Sammelbecken von Konservativen und Separatisten für ein unabhängiges Bayern verstand und in deren Zentrum die Abwehr von Ost-Flüchtlingen stand.
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OK
(…) die Flüchtlinge müssen hinausgeworfen werden, und die Bauern müssen dabei tatkräftig mithelfen.
Richtig!
(…) die Flüchtlinge müssen hinausgeworfen werden, und die Bauern müssen dabei tatkräftig mithelfen.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Quelle:
Der Spiegel 16/1947: Preußen-Attacke.
Kontext:
Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es nicht nur transnationale Migrationsbewegungen, sondern ein viele Menschen migrierten auch innerhalb der neu entstandenen Staaten. In Deutschland migrierten 14 Millionen vertriebene Deutsche aus den während des Faschismus besetzen Ostgebieten und den ehemaligen Teilen Deutschlands gen Westen. In Bayern gab es bis 1950 einen Bevölkerungszuwachs von fast 30%. Die Ost-Flüchtlinge waren zwar Teil des völkischem Konstruktes der deutschen Identität, aber aus Gründen der radikalen Umverteilung wurden sie vehement abgewehrt. Andreas Schachner von der Bayernpartei sagte, dass sich so viele Fremde an den “bayerischen Futterkrippen” bedienten, “dass Pogrome nötig wären, um die Gerechtigkeit wiederherzustellen” (Hoefer 2015). Die Parolen erinnern an aktuelle Diskussionen, die Flucht und Migrationsbewegungen seit Anfang der 2010er Jahre nach Europa begleiten.
Zum Weiterlesen:
*Carsten Hoefer (2015): “Die Flüchtlinge müssen hinausgeworfen werden.”
*Spiegel (1947): Preußen-Attacke.
OK
(…) weil ich bin in dem Gefühl aufgewachsen, dass ich zwar hier lebe, hier geboren bin, aber dass ich eines Tages hier weggehen muss. Weil die erste Frage ist immer, woher kommen Sie und die zweite ist wann gehen Sie. Wann gehen Sie zurück. Egal, ob dieses zurück existiert oder nicht. Und deutsch kann man eh nicht sein mit einer Schwarzen Hautfarbe.
Richtig!
(…) weil ich bin in dem Gefühl aufgewachsen, dass ich zwar hier lebe, hier geboren bin, aber dass ich eines Tages hier weggehen muss. Weil die erste Frage ist immer, woher kommen Sie und die zweite ist wann gehen Sie. Wann gehen Sie zurück. Egal, ob dieses zurück existiert oder nicht. Und deutsch kann man eh nicht sein mit einer Schwarzen Hautfarbe.
Jahr:
Autor*inneninfo:
May Ayim (1960-1996) war eine deutsche Dichterin, Pädagogin und Aktivistin der afrodeutschen Bewegung.
Quelle:
May Ayim, Teil 3, Minute 0:40 – 1:05.
Kontext:
May Ayim beschreibt in dem Dokumentarfilm „Hoffnung im Herz – Mündliche Poesie“ von Maria Binders wie sie mit der selbstermächtigenden Bezeichnung ‘afrodeutsch’ oder ‘Schwarze Deutsche’ rassifizierende Fremdzuschreibungen ablegte, die bis in die späten 1980er Jahre noch durchaus gängig und im Sprachgebrauch sehr selbstverständlich genutzt wurden. Doch stellt sie fest, dass sich auch mit diesen positiveren Entwicklungen kaum etwas an der Situation für Afrodeutsche änderte. Denn auch bis heute herrscht das Bild vor, dass Deutschsein mit Weißsein verbunden ist. Demnach schließt selbst ein Leben über mehrere Generationen in Deutschland, People of Color, Schwarze Menschen oder Menschen mit Migrationsgeschichte (diskursiv) immer noch davon aus, Deutsch zu sein. Nicht zuletzt wird auch in der Medienlandschaft und im Diskurs über die ‘Anderen‘ deutlich, wer Deutsch ist und wen es noch zu integrieren gilt.
Zum Weiterlesen:
*May Ayim (1995): schwarz weiss monolog, in: dies.: Blues in Schwarz-weiss, Berlin: Orlanda.
*Katharina Oguntoye, May Ayim & Dagmar Schultz (2016): Farbe bekennen. Afro-deutsche Frauen auf den Spuren ihrer Geschichte, Berlin: Orlanda.
*Ismahan Wayah (2017): Wir schreiben Geschichte. Alternative Archive als dekoloniale Praxis. In: glokal e.V. (Hrsg.): Connecting the dots. Lernen aus Geschichte(n) von Unterdrückung und Widerstand, S. 10.
OK
Das Deutsche Reich muss unbedingt den Erwerb von Kolonien anstreben. Im Reiche selbst ist zu wenig Raum für die große Bevölkerung. Gerade die etwas wagemutigen, stark vorwärts strebenden Elemente, die sich im Land selbst nicht betätigen konnten, aber in den Kolonien ein Feld für ihre Betätigung finden, gehen uns dauernd verloren. Wir müssen für unser Volk mehr Raum haben und darum Kolonien.
Richtig!
Das Deutsche Reich muss unbedingt den Erwerb von Kolonien anstreben. Im Reiche selbst ist zu wenig Raum für die große Bevölkerung. Gerade die etwas wagemutigen, stark vorwärts strebenden Elemente, die sich im Land selbst nicht betätigen konnten, aber in den Kolonien ein Feld für ihre Betätigung finden, gehen uns dauernd verloren. Wir müssen für unser Volk mehr Raum haben und darum Kolonien.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Konrad Adenauer (1876-1967) war 1927 Oberbürgermeister der Stadt Köln und später Bundeskanzler von 1949-1963.
Quelle:
Zitiert in: Rheinisches JournalistInnenbüro, recherche international e.V (2008: 45). Originalquelle: Horst Gründer (1999): „… da und dort ein junges Deutschland gründen“. Rassismus, Kolonien und kolonialer Gedanke vom 16. bis 20. Jahrhundert. München: Deutscher Taschenbuch Verlag, S. 327.
Kontext:
Konrad Adenauer ist als erster Bundeskanzler nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland bekannt. Er war aber auch von 1931 bis 1932 stellvertretender Präsident der Deutschen Kolonialgesellschaft. Das Zitat zur Kolonialpolitik des Deutschen Reichs entstand während seiner Amtstätigkeit als Oberbürgermeister der Stadt Köln. Die Ideologie vom “Volk ohne Raum” stand hinter dem Streben nach Siedlungskolonialismus und Auswanderung nach dem Ersten Weltkrieg. Zuvor hatten die Siegermächte nach dem Ersten Weltkrieg die deutschen “Schutzgebiete” übernommen und den Deutschen eine sowohl unfähige als auch besonders gewaltvolle Kolonisierungspolitik vorgeworfen. Die Alliierten wollten den “Wilhelminischen Imperialismus” begrenzen. Daraufhin agitierten diese aggressiv gegen die sogenannte “Kolonialschuldlüge”.
Zum Weiterlesen:
*Rheinisches JournalistInnenbüro & recherche international e.V (2008): Die dritte Welt im Zweiten Weltkrieg. Unterrichtsmaterialien zu einem vergessenen Kapitel der Geschichte.
OK
Man ahnt, daß dieses Schandmal gegen die Hauptstadt und das in Berlin sich neu formierende Deutschland gerichtet ist. Man wird es aber nicht wagen, so sehr die Muskeln auch schwellen, mit Rücksicht auf die New Yorker Presse und die Haifische im Anwaltsgewand, die Mitte Berlins freizuhalten von solch einer Monstrosität.
Richtig!
Man ahnt, daß dieses Schandmal gegen die Hauptstadt und das in Berlin sich neu formierende Deutschland gerichtet ist. Man wird es aber nicht wagen, so sehr die Muskeln auch schwellen, mit Rücksicht auf die New Yorker Presse und die Haifische im Anwaltsgewand, die Mitte Berlins freizuhalten von solch einer Monstrosität.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Deutschland: Rudolf Augstein.
Augstein (1923-2002) kam in Hannover zur Welt. Als Soldat der Wehrmacht wird Augstein an der Ostfront als Funker und Kanonier eingesetzt. Nach dem Krieg arbeitet er zunächst als Redakteur beim „Hannoverschen Nachrichtenblatt“, bevor er im Jahre 1947 mit zwei Kollegen das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ gründet. Bis zu seinem Tode stand der dem Magazin als Herausgeber vor. Heute steht das Magazin in kritischer Distanz zu seinem Gründer.
Quelle:
Der Spiegel (Rudolf Augstein, 1998): Wir sind alle verletzbar. 30.11.1998.
Kontext:
1999 beschloss der Bundestag nach monatelanger öffentlicher Debatte die Errichtung eines Denkmal für die ermordeten Juden Europas, unweit des Brandenburger Tores in Berlin. Augstein brachte sich in die Debatte ein und betitelte das geplante Denkmal als “Schandmal”. Augstein fiel allerdings schon weitaus früher mit geschichtsrevisionistischen und antisemitischen Inhalten auf. Bereits 1950 forderte der junge Augstein im „Spiegel“, man möge doch Kriminalbeamte mit einem SS-Rang, die ins Reichssicherheitshauptamt übernommen wurden, in den bundesdeutschen Polizeidienst aufnehmen. In den Spiegelserien dieser Zeit wurde etwa Arthur Nebe, der in der NS-Zeit Vergasungen anordnete, der Held einer 30-teiligen „Spiegel“-Serie über „Glanz und Elend der deutschen Kriminalpolizei.” Der Spiegel-Herausgeber schrieb verständnissvoll: „Wir sind alle Nebes“.
Den Begriff des “Schandmals” nahm der Faschist und AFD-Politiker Björn Höcke 2017 in seinen hetzerischen Reden auf und verlangte eine 180 Grad Wende der deutschen Erinnerungspolitik.
Zum Weiterlesen:
OK
Antisemitismus, das darf man nicht vergessen, ist vor allem in muslimisch geprägten Kulturkreisen besonders stark vertreten
Richtig!
Antisemitismus, das darf man nicht vergessen, ist vor allem in muslimisch geprägten Kulturkreisen besonders stark vertreten
Jahr:
Autor*inneninfo:
Deutschland: Philipp Amthor
Amthor (Jahrgang 1992) ist seit 2017 Abgeordneter des Deutschen Bundestages für die CDU. 2021 tauchte ein Foto mit Amthor und zwei bekennenden Neonazis auf einem Pferdefestival auf. Die Männer trugen auf dem Foto Solidaritätsshirts für die Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck. Amthor gab später an, dass das Foto nicht entstanden sei, wenn er die Solidaritätsbekundung der beiden bemerkt hätte.
Quelle:
Kontext:
Das Narrativ des “importierten Antisemitismus”, z.B. durch Muslime, ist eine gängige Erzählung der Neuen Rechten. Die Aussage dient als ultimativer “Schlussstrich”. “Die Deutschen” hätten ihren Antisemitismus überwunden und aufgearbeitet u.a. durch die fortschrittliche Erinnerungspolitik. Der nun grassierende Antisemitismus sei daher ein Phänomen von migrantischen / muslimischen Communities. Die jährlich erscheinende Statistik des Bundeskriminalamtes zu politisch motivierter Gewalt zeigt auch 2022 ein anderes Bild: 90 % der antisemitischen Straftaten gehen in Deutschland aus dem politisch rechten Spektrum hervor.
Zum Weiterlesen:
Ozan Zakariya Keskinkılıç (2019): Die Islamdebatte gehört zu Deutschland. Berlin. Aphorisma Verlag.
OK
(Ich erkläre meine Unterstützung dafür), zu vermeiden, Fremde hier einzuführen und die Reinheit der australischen Menschen zu zerstören.
Richtig!
(Ich erkläre meine Unterstützung dafür), zu vermeiden, Fremde hier einzuführen und die Reinheit der australischen Menschen zu zerstören.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Andrew Fisher (1862-1928) war australischer Premierminister von 1908 – 1909.
Quelle:
Andrew Fisher (1910): Election Speeches. Australian Labour Party.
Kontext:
Auch Australien war eine Siedlungskolonie. Um 1788 landete das erste britische Schiff in Australien, das damals noch ausschließlich von den australischen Aboriginals bewohnt war. Die Eroberung und Landnahme Australiens ging schnell voran. Es entwickelten sich lokale Unabhängigkeitsbestrebungen der weißen Australier:innen, die 1901 zur Gründung des Australischen Bunds führten. Im Zitat wird deutlich, wie schnell die Verdrehung stattfinden kann: Weiße Australier:innen waren gerade erst gewaltvoll in das Land migriert und entwickelten schon kurz darauf einen „Fremdenhass“ gegenüber Migrant:innen nach Australien. Sie imaginierten eine von Fremden bedrohte „weiße Reinheit“ Australiens und versuchten sie im Rahmen einer aggressiven „White Australia Policy“ umzusetzten.
Zum Weiterlesen:
*Philip Gavin Griffiths (2006): The Making of White Australia: Ruling Class Agendas, 1876-1888. Doctoral Thesis. The Australian National University.
OK
Von Arbeit stirbt kein Mensch, aber von leidig und müßig gehen kommen die Leute um Leib und Leben, denn der Mensch ist zum Arbeiten geboren wie der Vogel zum Fliegen.
Richtig!
Von Arbeit stirbt kein Mensch, aber von leidig und müßig gehen kommen die Leute um Leib und Leben, denn der Mensch ist zum Arbeiten geboren wie der Vogel zum Fliegen.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Martin Luther (1483-1546) war deutscher Mönch, Theologieprofessor und die wichtigste Persönlichkeit der Reformation, welche die Macht der katholischen Kirche herausforderte.
Quelle:
Zitat: Heinz-Josef Bontrup (2009): Arbeit und Kapital. Wirtschaftspolitische Bestandsaufnahme und Alternativen. In: Johannes Rehm / Hans G. Ulrich (Hrsg.): Menschenrecht auf Arbeit? Sozialethische Perspektiven, Stuttgart: Kohlhammer, S. 164.
Bild: Wikimedia.
Kontext:
Der Begründer des Protestantismus Luther sah Arbeit als Gottesdienst an und betonte die Gleichwertigkeit weltlicher und geistlicher Berufe. Die protestantische Auffassung von Arbeit diente in den folgenden Jahrhunderten als eine der ideologischen Komponenten um zu rechtfertigen, dass man Menschen, die als nicht arbeitsam galten, in Arbeitshäuser sperrte und zur Arbeit zwang. Besonders im Calvinismus wurde Eigentum und Vermögen als Zeichen göttlichen Wohlgefallens betrachtet. Der Soziologe Max Weber beschreibt in seinem Buch „Die Protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“ (1904/1905) den engen Zusammenhang zwischen protestantischer Arbeitsethik und dem Kapitalismus.
Zum Weiterlesen:
*Johannes Rehm & Hans G. Ulrich (2009): Menschenrecht auf Arbeit? Sozialethische Perspektiven. Stuttgart: Kohlhammer.
*Deutschlandfunk (13.06.2020): Zum 100. Todestag Max Webers. Der Jahrhundertsoziologe und die Politik.
OK
Eine neue Konfrontation mit dem internationalen Judentum steht kurz bevor. Wir sollten darauf vorbereitet sein.
Richtig!
Eine neue Konfrontation mit dem internationalen Judentum steht kurz bevor. Wir sollten darauf vorbereitet sein.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Polen: Piotr Rybak ist ein vorbestrafter polnischer Nationalist und offener Antisemit. Die Ausssage stammt von einer rechtsextremen Demonstration am 74. Jahrestag (2019) zur Erinnerung an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz.
Quelle:
Kontext:
Das antisemitische Narrativ des “internationalen Judentums” entstand während Weltwirtschaftskrise 1873. Juden wurde dabei kollektiv die Schuld an den negativen Folgen des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandels zugesprochen. Das Narrativ ist auch in der deutschen Gesellschaft weit verbreitet und mitnichten lediglich eine Einstellung, welche ausschließlich bei der extremen Rechten zu verorten ist. In einer Studie des World Jewish Congress von 2019 gaben 28 Prozent der Befragten (die selbst Topverdiener waren und ein Jahreseinkommen von über 100.000€ verzeichneten!): “Juden hätten zu viel Macht” (de.statista.com).
Zum Weiterlesen:
OK
Wir dürfen in der Kolonialpolitik nicht einen rein negativen Standpunkt einnehmen, sondern wir müssen eine positive sozialistische Kolonialpolitik treiben. (Publikum: Bravo!) Wir müssen von der utopischen Idee abkommen, die dahin geht, die Kolonien zu verkaufen. Die letzte Konsequenz dieser Anschauung wäre, dass man die Vereinigten Staaten den Indianern zurückgäbe. (Publikum: Unruhe.) Die Kolonien sind da, damit muss man sich abfinden.
Richtig!
Wir dürfen in der Kolonialpolitik nicht einen rein negativen Standpunkt einnehmen, sondern wir müssen eine positive sozialistische Kolonialpolitik treiben. (Publikum: Bravo!) Wir müssen von der utopischen Idee abkommen, die dahin geht, die Kolonien zu verkaufen. Die letzte Konsequenz dieser Anschauung wäre, dass man die Vereinigten Staaten den Indianern zurückgäbe. (Publikum: Unruhe.) Die Kolonien sind da, damit muss man sich abfinden.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Eduard Bernstein (1850-1932) war deutscher Sozialdemokrat und Mitglied der SPD. Das Zitat stammt aus einer Rede auf dem Internationalen Sozialisten-Kongress zu Stuttgart, der vom 18. bis zum 24. August 1907 stattfand.
Quelle:
Zitiert nach Karl Kautsky (1907): Sozialismus und Kolonialpolitik. Berlin: Buchhandlung Vorwärts, S. 6.
Kontext:
Während die katholische Zentrumspartei die Kolonialpolitik geschlossen unterstützte, gab es bei den Sozialist:innen Auseinandersetzungen. Im Gegensatz zu Bernstein vertrat Karl Kautsky die Ansicht, dass Sozialismus und Kolonialpolitik ein Widerspruch in sich seien. Kautsky kritisiert, dass Bernstein ausdrücklich ein Herrschaftsverhältnis rechtfertige (Kautsky 1907: 17): das Recht von Völkern „höherer“ Kultur, Völker „minderer“ Kultur zu bevormunden. Am Ende des Kongresses wurde nur „kapitalistische Kolonialpolitik“ verdammt, da diese unvermeidlich zu „Zwangsarbeit und der Vernichtung der indigenen Völker“ führe, während nur Sozialismus eine „friedliche kulturelle Entwicklung“ ermöglichen könne. Kautsky widerspricht in seiner Publikation der Zivilisierungsmission der Europäer:innen: „Was braucht man an solchen Leuten viel zu erziehen und zu bevormunden?“ (ebd. S. 46).
Zum Weiterlesen:
*Karl Kautsky (1907): Sozialismus und Kolonialpolitik. Berlin: Buchhandlung Vorwärts, S. 6.
OK
Wir verkünden und erklären hiermit feierlich im Namen und durch Autorität des Volkes dieser philippinischen Inseln, (…) dass sie frei sind (…); dass sie keinerlei Treue mehr zur Krone von Spanien haben; dass alle politischen Bindungen zwischen ihnen vollständig getrennt und annulliert werden sollten; und dass sie, wie andere freie und unabhängige Staaten, die volle Macht genießen, Krieg zu führen und Frieden zu schließen, Handelsverträge abzuschließen, Bündnisse einzugehen, den Handel zu regeln und alle anderen Handlungen und Dinge zu tun, zu denen ein unabhängiger Staat ein Recht hat.
Richtig!
Wir verkünden und erklären hiermit feierlich im Namen und durch Autorität des Volkes dieser philippinischen Inseln, (…) dass sie frei sind (…); dass sie keinerlei Treue mehr zur Krone von Spanien haben; dass alle politischen Bindungen zwischen ihnen vollständig getrennt und annulliert werden sollten; und dass sie, wie andere freie und unabhängige Staaten, die volle Macht genießen, Krieg zu führen und Frieden zu schließen, Handelsverträge abzuschließen, Bündnisse einzugehen, den Handel zu regeln und alle anderen Handlungen und Dinge zu tun, zu denen ein unabhängiger Staat ein Recht hat.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Aus der Unabhängigkeitserklärung der Philippinen.
Quelle:
Ambrosio Rianzares Bautista (1898): Declaration of Independence.
Kontext:
Die Philippinen waren ab 1571 eine spanische Kolonie, bis sie nach antikolonialen Befreiungskämpfen 1898 die Unabhängigkeit ausriefen. Nun allerdings wollten die USA sich die Inseln einverleiben. Im Philippinisch-Amerikanischen Krieg von 1899 bis 1902 verlor ein Fünftel der Bevölkerung ihr Leben. Danach wurden die Inseln eine US-amerikansche Kolonie, bis sie 1942 von japanischen Truppen besetzt wurden. Es bildete sich die linksgerichtete anti-japanische Volksbefreiungsarmee, eine Partisanenbewegung aus 30.000 Kämpfer:innen und 70.000 Reservist:innen. Sie kollaborierten mit den USA gegen die Japaner, waren aber gegen die US-amerikanische Kolonialherrschaft. Schriftsteller Ricardo Trota Jose zufolge waren 80% der Filippin@s im Widerstand oder haben ihn unterstützt: „Eine Million Filipinos kämpften in verschiedenen Guerilla-Bewegungen“ (RJB & recherche international 2008: 132). 1946 erlangten die Philippinen zwar ihre Unabhängigkeit, es wurde aber eine US-freundliche Regierung installiert. Erst 1990 unter Präsidentin Corazon Aquino wurden die Widerstandskämpfer:innen als solche anerkannt (ebd.: 100f.).
Zum Weiterlesen:
*Rheinisches JournalistInnenbüro & recherche international (2008): Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg. Unterrichtsmaterialien zu einem vergessenen Kapitel der Geschichte. Köln.
OK
Die Arbeit der Weißen frisst Menschen.
Richtig!
Die Arbeit der Weißen frisst Menschen.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Sprichwort der Mossi im heutigen Burkina Faso (und damaligen Ober-Volta).
Quelle:
Zitat: John C. Caldwell (1990): The Social Repercussions of Colonial Rule: Demographic Ascpects. In: Albert Adu Boahen (Hrsg): General History of Africa. VII. Africa under Colonial Domination 1880-1935. London: Heinemann, S. 475. Die Jahreszahl (1900) ist eine ungefähre Angabe.
Bild: Wikimedia
Kontext:
Auf den Plantagen und Infrastrukturprojekten der Kolonisator:innen arbeiteten versklavte Afrikaner:innen, Zwangsarbeiter:innen und zur Lohnarbeit mehr oder weniger gezwungene Europäer:innen (Linebaugh / Rediker 2008, S. 16ff.). Den Strapazen und Krankheiten auf Plantagen und beim Bau von Schienennetzwerken für Züge erlagen im frühen 20. Jahrhundert vor dem Ersten Weltkrieg in der deutschen Kolonie Kamerun beispielsweise ein Fünftel der ‚Arbeitskräfte‘ (150-200 von 1000, siehe Caldwell 1990). Die hohe Sterblichkeitsrate führte auch zum Sprichwort der Mossi im heutigen Burkina Faso.
Zum Weiterlesen:
*John C. Caldwell (1990): The social repercussions of colonial rule: demographic ascpects. In: Albert Adu Boahen (Hrsg): General History of Africa. VII. Africa under Colonial Domination 1880-1935. London: Heinemann, S. 458-486.
*Peter Linebaugh / Marcus Rediker (2008): Die vielköpfige Hydra. Die verborgene Geschichte des revolutionären Atlantiks. Hamburg: Assoziation A.
OK
Wo sich Christusmörder versammeln, da wird das Kreuz gespottet, wird Gott gelästert, wird der Vater nicht anerkannt, der Sohn beleidigt und der Heilige Geist zurückgewiesen. Wenn die Riten der Juden so heilig und verehrungswürdig sind, dann muss unsere Lebensweise falsch sein. Aber wenn wir den rechten Weg gehen, wie es der Fall ist, dann gehen sie einen betrügerischen Weg.
Richtig!
Wo sich Christusmörder versammeln, da wird das Kreuz gespottet, wird Gott gelästert, wird der Vater nicht anerkannt, der Sohn beleidigt und der Heilige Geist zurückgewiesen. Wenn die Riten der Juden so heilig und verehrungswürdig sind, dann muss unsere Lebensweise falsch sein. Aber wenn wir den rechten Weg gehen, wie es der Fall ist, dann gehen sie einen betrügerischen Weg.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Türkei: Johannes Chrysostomos
Johannes Chrysostomos (344 oder 349 – 407) war im 4. Jahrhundert Erzbischof von Konstantinopel und wird heute als einer der größten christlichen Prediger verehrt. Zeitlebens erreichte er Aufmerksamkeit durch seine asketische Lebensweise wie auch durch seine kritische Haltung gegenüber staatlichen und kirchlichen Autoritäten. Aufgrund seiner zahllosen antijüdischen Predigten gilt er als ein früher Begründer des christlichen Antijudaismus.
Quelle:
Daniel Jonah Goldhagen (1996): Hitlers willige Vollstrecker. Berlin: Panteon, S. 72.
Kontext:
Die erste antijüdische Politik setzte im 4. Jahrhundert n.u.Z. in Rom ein. Das Christentum hatte unter der Herrschaft Kaiser Konstantins (324 – 337) zunehmend an Einfluss gewonnen, um schließlich zur Staatsreligion zu werden und die Christianisierung in weiten Teilen Europas einzuleiten. Seit dieser Zeit machte der Staat Kirchenpolitik.
In den folgenden zwölf Jahrhunderten bestimmte die katholische Kirche, wie hinsichtlich der Juden zu verfahren sei. Anders als im vorchristlichen Rom, das in Religions- und Glaubensfragen keinerlei Monopolanspruch erhob, bestand die Kirche auf der Alleingültigkeit der christlichen Lehre. Die Bekehrung der Juden mit einem entsprechenden fortwährenden theologischen Kampf war somit das erste Ziel der katholischen Kirche, die erste antijüdische Politik in der Geschichte des Abendlandes.
Zum Weiterlesen:
OK
Danach stehen neben unstrittigen kolonialen Grausamkeiten, gesellschaftlichen Zerstörungen, wirtschaftlichen Strukturveränderungen und mentalen Traumatisierungen auch Veränderungen, ohne die jegliche Entwicklung ausgeschlossen wäre, etwa der Aufbau von Schul- und Gesundheitssystemen, Infrastrukturen und das Eindringen des „europäischen Geistes“.
Richtig!
Danach stehen neben unstrittigen kolonialen Grausamkeiten, gesellschaftlichen Zerstörungen, wirtschaftlichen Strukturveränderungen und mentalen Traumatisierungen auch Veränderungen, ohne die jegliche Entwicklung ausgeschlossen wäre, etwa der Aufbau von Schul- und Gesundheitssystemen, Infrastrukturen und das Eindringen des „europäischen Geistes“.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) wurde 1952 als Bundeszentrale für Heimatdienst gegründet, um einen deutschen Beitrag zur Erziehung zur Demokratie zu leisten. Sie ist dem Bundesinnenministeriums zugehörig. Die bpb erstellt und verlegt Materialien, organisiert Veranstaltungen und fördert andere Träger der politischen Bildung.
Quelle:
Bundeszentrale für politische Bildung (2007): Afrika Verstehen Lernen. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung, S. 148.
Kontext:
Das Zitat beruht auf dem kolonial-rassistischen Argument, dass Afrikaner:innen ohne Europäer:innen weder Bildung, Gesundheitssysteme noch irgendeine Form der Infrastruktur hätten. Dahinter steht die Vorstellung, dass Afrika vor der Kolonisierung keine komplexen Gesellschaftsstrukturen hatte. Diese Logik rechtfertigt auch das „zivilisatorisch“-koloniale Eingreifen von außen. Indem die bpb Negatives vermeintlich Positivem gegenüberstellt, wird davon abgelenkt, dass koloniale Infrastruktur vor allem für die Ausbeutung von Ressourcen geschaffen wurde.
Zum Weiterlesen:
*Walter Rodney (1975): Afrika. Die Geschichte einer Unterentwicklung. Berlin: Klaus Wagenbach.
*Chimananda Ngozi Adichie (2011): Narratives of Europe. Stories that matter.
*David Harvey (2000): Cosmopolitanism and the Banality of Geographical Evils.
OK
Nur wenige ihrer Kinder (…) lernen Englisch. (…) Sie importieren viele Bücher aus Deutschland. (…) [Z]wei von sechs Verlagshäusern gehören vollständig den Deutschen, zwei sind halb deutsch, halb englisch und zwei sind ganz englisch (…). Die Schilder in unseren Straßen sind in beiden Sprachen gehalten, manchmal sogar nur in Deutsch (…). Bald werden sie uns zahlenmäßig überlegen sein, sodass all die Vorteile, die wir haben (…) nicht ausreichen werden, um unsere Sprache zu erhalten. Auch unsere Regierung gerät dadurch ins Wanken.
Richtig!
Nur wenige ihrer Kinder (…) lernen Englisch. (…) Sie importieren viele Bücher aus Deutschland. (…) [Z]wei von sechs Verlagshäusern gehören vollständig den Deutschen, zwei sind halb deutsch, halb englisch und zwei sind ganz englisch (…). Die Schilder in unseren Straßen sind in beiden Sprachen gehalten, manchmal sogar nur in Deutsch (…). Bald werden sie uns zahlenmäßig überlegen sein, sodass all die Vorteile, die wir haben (…) nicht ausreichen werden, um unsere Sprache zu erhalten. Auch unsere Regierung gerät dadurch ins Wanken.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Benjamin Franklin (1706-1790) war ein US-amerikanischer Schriftsteller, Naturwissenschaftler, Erfinder und Politiker. Er war ein Autor der Unabhängigkeitserklärung der USA.
Quelle:
Brief von Benjamin Franklin an Peter Collinson: The Support of the Poor, 9. Mai 1753.
Kontext:
Mitte des 18. Jahrhunderts entwickelten sich die ersten wichtigen politischen Unabhängigkeitsdiskurse in den Kolonien Nordamerikas. In Europa herrschten Kriege und Konflikte, die zwischen 1756 und 1763 im ‘Siebenjährigen Krieg’ mündeten. Dadurch wurden die Kolonien in Amerika noch wichtiger für die Finanzen der verschuldeten und kriegstreibenden Staatshaushalte der Kolonialregime in Europa. Die Brit:innen erhöhten die Steuern auf Tee und Zucker in den britischen Kolonien. Wenige Jahre später, 1774, kam es zur Gründung der separatistischen ‘Boston Tea Party’ und 1775 zum Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. In diesem Zitat beklagt sich Benjamin Franklin über die fehlende Integrationsbereitschaft der deutschen Migrant:innen. Franklin fürchtet eine deutsche Parallelgesellschaft.
Zum Weiterlesen:
*Eske Wollrad (2005): Weißsein im Widerspruch. Feministische Perspektiven auf Rassismus, Kultur und Religion. Königstein im Taunus.: Ulrike Helmer.
OK
Alle I*** haben im Allgemeinen ein solches Entsetzen und eine solche Angst vor den Krankenhäusern, dass es nicht möglich ist, sie davon zu überzeugen, dorthin zu gehen, um geheilt zu werden, weil sie antworten, dass sie sterben werden.
Richtig!
Alle I*** haben im Allgemeinen ein solches Entsetzen und eine solche Angst vor den Krankenhäusern, dass es nicht möglich ist, sie davon zu überzeugen, dorthin zu gehen, um geheilt zu werden, weil sie antworten, dass sie sterben werden.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Spanischer Priester in Oaxaca, Mexiko
Quelle:
Paul F. Ramirez (2018): Enlightened Immunity: Mexico’s Experiments with Disease Prevention in the Age of Reason. Standford: Stanford University Press, S. 12
Kontext:
Laut Ramirez (2018: 12) gab es viele Diskurse, welche Indigene, die sich den Epidemie-Maßnahmen der Spanier*innen widersetzen, als „abergläubisch“ verurteilten. Allerdings war die Angst nicht unbegründet, denn bereits die ersten Europäer*innen brachten Pocken, Masern, Grippe und Typhus mit, gegen die die indigene Bevölkerung keine Abwehrreaktionen hatte. „Nicht die überlegenen Waffen der Europäer waren es, denen die allermeisten Indigenen zum Opfer fielen: Es waren die Seuchen. Innerhalb von nur 100 Jahren wurden nach wissenschaftlichen Schätzungen in großen Teilen des Doppelkontinents bis zu 95 Prozent der Bevölkerung dahingerafft“ (Wagner 2020). Heutzutage entwickeln sich nach dem Epidemiologen Rob Wallace u.a. durch die Zerstörung von Natur und Lebensräumen, Massentierhaltung und „die kapitalistische Wirtschaftsweise, die Profit vor Natur, Mensch und Gesundheit“ (Wallace 2020) stellt, ständig neue Erreger von Krankheiten für Mensch-, Tier- und Pflanzenwelt.
Zum Weiterlesen:
*Der Freitag (Thomas Wagner, 28.09.2020): Der Viren-Wirt Pandemie Hinter Covid-19 stehen Massentierhaltung und Raubbau, also der Neoliberalismus, erklärt Rob Wallace. Der Freitag 38/2020.
*Rob Wallace (2020): Competing with Nature: COVID-19 as a Capitalist Virus (Interview by Ashley Smith). Spectre Journal 16.10.2020.
OK
Nach zwei Wochen wurden wir zur comfort station geschickt. Das war eine Holzbaracke mit bis zu sechs abgetrennten Räumen (…). Die Räume waren winzig, auf den Holzböden lagen Tücher und Decken. Ständig gingen Soldaten ein und aus – auch nach Mitternacht.
Richtig!
Nach zwei Wochen wurden wir zur comfort station geschickt. Das war eine Holzbaracke mit bis zu sechs abgetrennten Räumen (…). Die Räume waren winzig, auf den Holzböden lagen Tücher und Decken. Ständig gingen Soldaten ein und aus – auch nach Mitternacht.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Hwang Kum-Ju (geb. ca. 1920) war koreanische Zwangsprostituierte in einem Bordell für japanische Soldaten. Ihr wurde versprochen, dass sie in einer Fabrik arbeiten würde, aber sie wurde in die Mandschurei verschleppt.
Quelle:
Zitiert in Rheinisches JournalistInnenbüro; recherche international e.V. (2008: 111). Original aus Hwang Kum-Ju (2002/2003): Aufzeichnungen für den Koreanischen Rat zur Rehabilitierung der Gewaltopfer des Zweiten Weltkriegs sowie Interviews am 20.10.2002 und 03.12.2003, Seoul. Die Jahreszahl (2002) bezeichnet das ungefähre Entstehungsdatum des Zitats.
Kontext:
Zwangsmigration im asiatischen Raum ist oft mit der japanischen Kolonialherrschaft verbunden. Ab 1910 wurde Korea von Japan vollständig kolonisiert. Die Kolonialherrschaft endete mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Kapitulation Japans 1945. Während des Zweiten Weltkriegs wurden koreanische Frauen als Zwangsprostituierte für die japanische Armee versklavt und verschleppt. Nach Schätzungen asiatischer NGOs verschleppte die kaiserlich japanische Armee zwischen 1932 und 1945 insgesamt 200.000 Frauen aus Korea, China, den Philippinen, Malaya, Burma, Osttimor und Indonesien in Militärbordelle. 1991 entstand der koreanische Rat, der den sexuellen Missbrauch zwangsrekrutierter Frauen durch japanische Militärs untersuchte. 1993 entschuldigte sich die japanische Regierung, lehnte aber Entschädigungsforderungen ab (Rheinisches JournalistInnenbüro & recherche international e.V. 2008: 109).
Zum Weiterlesen:
*Rheinisches JournalistInnenbüro & recherche international e.V. (2008): Die dritte Welt im Zweiten Weltkrieg. Unterrichtsmaterialien zu einem vergessenen Kapitel der Geschichte.
*Björn Jensen (2015): Forgotten Sex Slaves – Comfort Women in the Philippines. Dokumentarfilm, 46min.
OK
Keine deutsche Handelsstadt, die nicht viele ehrenhafte, achtungswerthe jüdische Firmen zählte; aber unbestreitbar hat das Semitenthum an dem Lug und Trug, an der frechen Gier des Gründer-Unwesens einen großen Anteil, eine schwere Mitschuld an jenem schnöden Materialismus unserer Tage, der jede Arbeit nur noch als Geschäft betrachtet und die alte gemüthliche Arbeitsfreudigkeit unseres Volkes zu ersticken droht; in tausenden deutscher Dörfer sitzt der Jude, der seine Nachbarn wuchernd ausverkauft.
Richtig!
Keine deutsche Handelsstadt, die nicht viele ehrenhafte, achtungswerthe jüdische Firmen zählte; aber unbestreitbar hat das Semitenthum an dem Lug und Trug, an der frechen Gier des Gründer-Unwesens einen großen Anteil, eine schwere Mitschuld an jenem schnöden Materialismus unserer Tage, der jede Arbeit nur noch als Geschäft betrachtet und die alte gemüthliche Arbeitsfreudigkeit unseres Volkes zu ersticken droht; in tausenden deutscher Dörfer sitzt der Jude, der seine Nachbarn wuchernd ausverkauft.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Deutschland: Heinrich von Treitschke
Treitschke (1834-1896) erlangte als Historiker und Mitglied des Reichstages Bekanntheit. Er publizierte umfänglich über deutscher Geschichte und zu gesellschaftswissenschaftlichen Fragen.
Quelle:
Kontext:
Im November 1879 veröffentlichte der konservativ-preußische Historiker Heinrich von Treitschke (1834-1896) in den “Preußischen Jahrbüchern” einen Aufsatz, der schließlich zu einer kontroversen Auseinandersetzung zwischen namhaften Professoren an der Berliner Friedrich-Wilhelm-Universität führte. Der Beitrag gipfelte in der später von den Nazis übernommenen Sentenz „Die Juden sind unser Unglück“. Die damals als “Treitschkestreit” bezeichnete Debatte um die nationale Zuverlässigkeit sowie kulturelle Zugehörigkeit der Juden zur deutschen Nation erfasste nahezu alle gesellschaftlichen Milieus.
Vor dem Hintergrund des Berliner Kongresses 1878 (Neuordnung des Balkans) thematisierte Treitschke in den ersten beiden Dritteln seines Aufsatzes “Unsere Aussichten” die außenpolitische Situation des deutschen Kaiserreichs. Der Historiker befürwortete die Politik des Reichskanzlers Otto von Bismarck. In ihr erblickte er neues nationales Selbstverständnis, das sich nicht zuletzt durch weltanschauliche und kulturelle Homogenität auszeichne. In diesem Zusammenhang problematisierte Treitschke im letzten Drittel des Aufsatzes die jüdische Bevölkerung als “nationale Sonderexistenz”, engegen der angeblichen Homogenität . Er sprach Juden den Willen zur gesellschaftlichen Integration ab und stigmatisierte sie als Gegner der nationalen Einigung Deutschlands. Mit diesem Aufsatz gelang es dem renommierten und weithin bekannten Historiker, als scheinbar neutraler und wissenschaftlicher Beobachter den in Deutschland grassierenden Antisemitismus in intellektuelle und akademische Führungsschichten hineinzutragen und salonfähig zu machen.
Zum Weiterlesen:
https://youtu.be/V33_Pi2_GxE
OK
Im Namen der Moral gegen ‚Exzesse‘ oder ‚Missbrauch‘ zu protestieren ist ein Fehler, der aktiver Komplizenschaft nahe kommt. Es gibt hier keinen ‚Missbrauch‘ und keine ‚Exzesse‘, einfach nur ein alles durchdringendes System.
Richtig!
Im Namen der Moral gegen ‚Exzesse‘ oder ‚Missbrauch‘ zu protestieren ist ein Fehler, der aktiver Komplizenschaft nahe kommt. Es gibt hier keinen ‚Missbrauch‘ und keine ‚Exzesse‘, einfach nur ein alles durchdringendes System.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Simone de Beauvoir (1908-1986) war eine französische Schriftstellerin und Feministin. Sie war mit dem antikolonialen Widerstandskämpfer und Psychoanalytiker Franz Fanon befreundet, aktiv gegen den Algerienkrieg und die kolonialen Bestrebungen Frankreichs. Sie kritisierte und analysierte unterschiedliche Machtstrukturen wie Kapitalismus, Rassismus und Sexismus. Sie legte sich auch mit vielen Linken an, weil sie behauptete, die Unterdrückung der Frau würde sich in kommunistischen Staatsformen nicht automatisch auflösen. Auch mit anderen Feminist:innen stritt sie, weil sie der Meinung war, das die Frau auch selbst an ihrer Unterdrückung mitwirkt und sich aus ihr befreien muss.
Quelle:
Naomi Klein (2010: 179)
Kontext:
Oft werden nur extreme Auswirkungen des kapitalistischen Wirtschaftssystems kritisiert, aber nicht das Wirtschaftssystem an sich, das als einzig realistisches dargestellt wird (vgl. Klein 2010: 36). Einen radikalen Systemwechsel zu fordern war in den 1960er Jahren sehr viel verbreiteter als zur heutigen Zeit. Als Papst Franziskus 2013 pauschal sagte: „Kapitalismus tötet“ gab es einen großen Aufschrei in deutschen Medien (welt.de (2013): Die Kirche sollte den Kapitalismus schätzen, Zeit.de (2013): Heillose Kapitalismuskritik). In den 1960er Jahren setzten sich viele soziale Bewegungen und antikoloniale Kämpfe in allen Erdteilen für radikale Systemwechsel ein. Eine Alternative zum bestehenden Wirtschafts- und Gesellschaftssystem war für viele Menschen viel eher vorstellbar als heute.
Zum Weiterlesen:
*Naomi Klein (2010): Die Schock-Strategie. Der Aufstieg des Katastrophen-Kapitalismus. Frankfurt am Main: Fischer.
*attac (2017): Kapitalismus – oder was? Über Marktwirtschaft und Alternativen. Bildungsmaterialien.
OK
Kultūr (lat.), eigentlich Pflege und Vervollkommnung eines nach irgendeiner Richtung der Verbesserung fähigen Gegenstandes, z. B. K. des Bodens, der Waldungen, einzelner Tiere, besonders aber die Entwickelung und Veredelung des menschlichen Lebens und Strebens.
Richtig!
Kultūr (lat.), eigentlich Pflege und Vervollkommnung eines nach irgendeiner Richtung der Verbesserung fähigen Gegenstandes, z. B. K. des Bodens, der Waldungen, einzelner Tiere, besonders aber die Entwickelung und Veredelung des menschlichen Lebens und Strebens.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Meyers Großes Konversationslexikon wurde erstmals 1840 veröffentlicht. Herausgeber war das Bibliographische Institut unter Joseph Meyer. 1986 wurde die Reihe eingestellt, nachdem das Institut mit dem Brockhaus Verlag fusionierte.
Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon (1907): Lexikoneintrag zu “Kultūr”, Band 11. Leipzig, S. 788
Kontext:
Hier wird deutlich, wie klar verknüpft die Verständnisse von Kultur und Entwicklung gedacht wurden. Lexika haben die Funktion, gesellschaftliches Wissen festzuschreiben und üben dabei gleichzeitig Definitionsmacht aus.
Zum Weiterlesen:
*Susan Arndt & Nadja Ofuatey-Alazard (Hrsg., 2011): Wie Rassismus aus Wörtern spricht. (K)Erben des Kolonialismus im Wissensarchiv deutsche Sprache. Ein kritisches Nachschlagewerk. Münster: Unrast Verlag.
OK
Hundert Flüchtlinge, noch eine Fähre / Denn die Freimaurer wollen uns ficken […] / Junge ich rede kein Mist denn ich war da / Wenn diese Bomben zersplittern im Basar / Wie bei den Brüdern in Bagdad und Gaza […] / Und dieses blutende Herz ja es schlägt für / Für meine Heimat und Freiheit der Menschen / Doch bis dahin heißt es, weiter noch kämpfen / Denn die Freimaurer wollen uns ficken.
Richtig!
Hundert Flüchtlinge, noch eine Fähre / Denn die Freimaurer wollen uns ficken […] / Junge ich rede kein Mist denn ich war da / Wenn diese Bomben zersplittern im Basar / Wie bei den Brüdern in Bagdad und Gaza […] / Und dieses blutende Herz ja es schlägt für / Für meine Heimat und Freiheit der Menschen / Doch bis dahin heißt es, weiter noch kämpfen / Denn die Freimaurer wollen uns ficken.
Jahr:
Autor*inneninfo:
Der Deutschrapper SadiQ zählt zu den kontroversesten Deutschrappern der Gegenwart.
Quelle:
Kontext:
Das “Ich“ in “Heimat“ (2011) von SadiQ wählt problematische Begrifflichkeiten für die Verantwortlichung von Flucht und Krieg im Nahen Osten: Es sind die “Freimaurer“, die all dies Grauen verursachen, ein Chiffre für Juden und Jüd*innen. Antisemitismus und Hass auf alles israelische im deutschsprachigen Rap schon wiederholt zu Eklats geführt.
Juden und Freimauerer wurden oft verbunden, nicht nur in antisemitischen Hetzschriften von 1938 (siehe hagalil.com, 24.09.2015). Juden waren tatsächlich häufig in den weltoffenen, überkonfessionellen – und nicht „christlichen“ Logen vertreten, da diese offen waren für nicht-christliche Mitgleider (siehe hagalil.com, 24.09.2015).
Zum Weiterlesen:
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