Quote:
Der Kolonisator, der im anderen Menschen ein Tier sieht, nur um sich selber ein ruhiges Gewissen zu verschaffen, dieser Kolonisator wird objektiv dahingebracht, sich selbst in ein Tier zu verwandeln. (…) Man erzählt mir von Fortschritt und geheilten Krankheiten. Ich aber spreche von zertretenen Kulturen, (…) von Tausenden hingeopferten Menschen. (…) Ich spreche von Millionen Menschen, denen man geschickt das Zittern, den Kniefall, die Verzweiflung (…) eingeprägt hat.
Quelle:
Autor*inneninfo:
Aimé Césaire (1913-2008) war afrokaribisch-französischer Schriftsteller und Politiker, Begründer der Négritude-Bewegung, die danach strebte, Schwarze Menschen von kolonialer Herrschaft zu befreien.
Kontext:
Cesaire kritisiert, dass der Kolonialismus vorgebe, "zivilisieren" zu wollen, sein wahres Ziel jedoch immer nur die Ausbeutung war (1968: 8). Die Kolonisierten sowie die europäischen Proletarier*innen hätten dies schon längst verstanden (1968: 6). Cesaire zieht hier Verbindungslinien zwischen Holocaust und kolonialem Genozid, die schon damals kontrovers waren, als er schreibt „was er [der europäische Bürger] Hitler nicht verzeiht, [ist] nicht das Verbrechen an sich (…) sondern, dass es das Verbrechen gegen den weißen Menschen ist“ (1968: 12).
Zum Weiterlesen:
Jahr:
1968