Migration und Flucht 7

Quote:

Wir haben es jetzt mit einem anderen Volk zu tun, klein und schwach, als unsere Vorfahren zum ersten Mal mit ihnen zusammentrafen, aber jetzt groß und anmaßend. Seltsamerweise haben sie die Absicht, den Boden zu bestellen, und die Liebe zum Besitz ist eine Krankheit in ihnen. Sie haben viele Gesetze gemacht, die die Reichen brechen dürfen, die Armen aber nicht. Sie haben eine Religion, in der die Armen beten und die Reichen nicht. Sie nehmen das Geld der Armen und Schwachen, um die Reichen und Regierenden damit zu unterstützen. Sie beanspruchen unsere Mutter, die Erde, für ihren eigenen Gebrauch und grenzen sich von ihren Nachbarn ab. Wenn Amerika doppelt so groß wäre, wie es ist, es wäre immer noch nicht genug für sie.

Quelle:

Bob Blaisdell (2014): The Dover Anthology of American Literature. From 1865 to 1922. S. 77.

Autor*inneninfo:

Sitting Bull (ca. 1831-1890) hieß eigentlich Tȟatȟáŋka Íyotake. Er war ein Anführer und Heiler der Hunkpapa-Lakota-Sioux.

Kontext:

Sitting BullDie heutigen USA wurden als sogenannte Siedlungskolonie mit europäischen Migrant:innen bevölkert. In dem Zitat spricht Sitting Bull als Native American über die Genoziderfahrung während dieser Kolonisation. Der bis heute populäre Anführer der Sioux trauert um die Enteignung der Native Americans. Gleichzeitig werden in dem Zitat auch analytische Aspekte deutlich, die Aufschluss darüber geben, wie Sitting Bull die Siedlungspolitik, die Massenermordung und die Kriege, aber auch die neue gesamte Kultur, die mit dem 'weißen Mann' in ihr Land kam, beobachtete, analysierte und interpretierte.

Zum Weiterlesen:

*Dee Brown (1970): Bury My Heart at Wounded Knee. An Indian History of the American West. New York: Holt, Rinehart & Winston.

Jahr:

1875