Gender und Sexualität 9

Quote:

Die Statistiken, die von Weißen erstellt und aufrechterhalten wurden und nicht bezweifelbar sind, zeigen, daß während dieser Jahre (XXXX-XXXX) mehr als zehntausend Schwarze ohne formelles Gerichtsurteil und eine gesetzliche Hinrichtung kaltblütig ermordet worden sind. Und als Beweis für die absolute Straflosigkeit, mit der der weiße Mann sich unterstehen kann, einen Schwarzen zu töten, belegen die gleichen Berichte, daß bis jetzt während all dieser Jahre und für all diese Morde nur drei weiße Männer angeklagt, schuldig gesprochen und hingerichtet worden sind.

Quelle:

Ida B. Wells-Barnett (1895/1969): On Lynching. Southern Horrors - A Red Record - Mob Rule in New Orleans, New York: Arno Press, S. 8.

Autor*inneninfo:

Ida B. Wells (1862-1931) war afro-amerikanische investigative Journalistin, Soziologin und Feministin. Sie dokumentierte die Lynch-Justiz in den USA in den 1890er Jahren. Die fehlenden Jahreszahlen sind 1865 und 1895.

Kontext:

Ida WellsNach dem amerikanischen Bürgerkrieg (1861-1865) und der Befreiung versklavter Menschen stieg die Zahl der Lynchmorde rapide an. Fast immer waren die Opfer Schwarze Männer, die an Bäume gehängt wurden. Lynchmorde wurden von weißen Mobs durchgeführt, um Terror zu verbreiten. Zum Beispiel wurden in Tulsa/Oklahoma 1921 bis zu 300 Schwarze Amerikaner:innen ermordet. Erst 2020 ist das Massakers Teil des lokalen Schulcurriculums geworden. Zusätzlich wurden die sogenannten Jim Crow Gesetze in den südlichen US-Bundesstaaten eingeführt, die Segregation erzwangen und bis in die 1960er gültig blieben. Die Sängerin Billie Holiday protestierte 1939 mit dem Lied „Strange Fruit“ gegen die Lynchjustiz: „Schwarze Körper schwingen in der südlichen Brise, seltsame Früchte hängen an den Bäumen.“

Zum Weiterlesen:

*Audrey Lorde (1984): Sister Outsider. Essays and Speeches. Trumansburg: Crossing Press *Toni Morrison (2000): Sehr blaue Augen. Reinbeck: Rowohlt. *Billie Holiday (1939): Strange Fruit. Text von Abel Meeropol

Jahr:

1895