Entwicklung 4

Quote:

[Die I* sind] ihrer Natur nach Sklaven, Barbaren, rohe und grausame Gestalten, [… da sie] die Herrschaft der Klugen, Mächtigen und Vortrefflichen ab[lehnen], anstatt sie zu ihrem eigenen Besten zuzulassen, wie es einer natürlichen Gerechtigkeit entspringt, wonach die Materie der Gestalt, der Körper der Seele, die Begierde der Vernunft, die rohen Tiere dem Menschen, das heißt also das Unvollkommene dem Vollkommenen, das Schlechtere dem Besseren unterworfen sein müssen.

Quelle:

Richard Konetzke (1971): Lateinamerika seit 1492. Klett: Stuttgart, S. 8f.

Autor*inneninfo:

Juan Ginés de Sepúlveda (1494-1573) war ein spanischer Theologe, Historiker und Philosoph.

Kontext:

De Sepúlveda, der nie selbst in den Amerikas gewesen war, vertrat die Ansicht, die indigene Bevölkerung der Amerikas verdiene die Behandlung, die sie erfuhren, da ihre Lebensweise eine Gotteslästerung darstellte. Im Disput von Valladolid (1550-1551) vertrat er die Interessen der spanischen Siedler:innen und Landbesitzer:innen. In dieser Auseinandersetzung zwischen ihm und dem Dominikaner Bartolomé de Las Casas auf der Gegenseite ging es um die Frage, ob die Versklavung der indigenen Bevölkerung Amerikas gerechtfertigt werden könne. In dem ersten hundert Jahren der Besetzung Amerikas verringerte sich die indigene Bevölkerung um ca. 95% (75 Millionen) durch eingeschleppte Krankheiten und Mord (Federici 2014: 103f.).

Zum Weiterlesen:

*Tzvetan Todorov (1985): Die Eroberung Amerikas. Das Problem des Anderen. Frankfurt am Main: Suhrkamp. *BBC (2013): Las Casas and Sepúlveda from Racism a History. Dokumentarfilm. *Silvia Federici (2014): Caliban and the Witch. Women, the Body and Primitive Accumulation. New York: Autonomedia.

Jahr:

1544