Antisemitismus18

Quote:

Was können wir machen, außer Widerstand zu leisten? (…) Es wird nicht leicht sein, ihre Verbrechen gegen unser Volk zu vergelten, denn jeder unserer Schritte wird auf massive und willkürliche Vergeltung stoßen. (…) Aber das Schicksal unseres Volkes auf dieser steht bereits fest. Das Urteil ist mit dem Blut von Millionen hilfloser Juden besiegelt worden. Wir können entweder mit ihnen sterben oder versuchen, ihren Tod zu rächen. Unsere Rache wird zügel- und erbarmungslos sein müssen.

Quelle:

Jochen Kast (Hg., 1999): Das Tagebuch der Partisanin Justyna. Jüdischer Widerstand in Krakau. Berlin: Espresso Verlag.

Autor*inneninfo:

Polen: Gusta Dawidsohn-Draenger Gusta (1917-1943) kam in Krakau einer orthodoxen jüdischen Familie zur Welt. In ihrer Jugend schloss sie sich der zionistischen Jugendgruppe Akiva an, für deren Zeitung sie Artikel verfasste und in deren Vorstand sie wirkte. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges war sie maßgeblich an der Koordinierung des jüdischen Widerstands gegen die Nazis beteiligt. Gemeinsam mit anderen – unter ihnen ihr Ehemann Shimshon Draenger – schmuggelte sie Waffen, organisierte Verstecke und kämpfte mit Partisanen in umliegenden Wäldern. Im November 1943 wurde sie mit ihrem Ehemann von den Deutschen ermordet. Zwischen Januar und März 1943 hatte sie im Gefängnis auf eine Rolle Klopapier ihren umfangreichen Erinnerungen festgehalten.

Kontext:

Europaweit gab es verschiedenste widerständige Handlungen von Juden. Zu nennen sind hier bewaffnete Aktionen in Ghettos (der bekannteste ist der Aufstand im Warschauer Ghetto) und sogar in Vernichtungslagern sowie die Partisan*innenbewegungen in verschiedenen Ländern, Fluchten in die Wälder und das Untertauchen auf der "arischen" Seite. Untergrundorganisationen verteilten Flugblätter und Zeitschriften, manch eine*r versuchte, die Arbeit in den Fabriken und Werkstätten in den Ghettos zu sabotieren. In mindestens 50 Gettos im besetzten Polen entstanden bewaffnete Widerstandsgruppen. Es ist – wie auch im Falle der anderen europäischen Länder – kaum möglich, hier verlässliche Zahlen zu nennen. Zeitgenössische Quellen gibt es nur wenige, da Untergrundaktivitäten gerade nicht dokumentiert wurden, um sie geheim zu halten. Die meisten Informationen haben wir aus den Erinnerungen überlebender Kämpferinnen und Kämpfer. Die Initiative zur Gegenwehr ergriffen zumeist jüngere Männer und Frauen, die bereits in politischen Organisationen beziehungsweise Jugendbewegungen zusammengeschlossen und in den Ghettos weiterhin aktiv waren und sich regelmäßig trafen, um über die gegenwärtige Situation und angemessene Reaktionen zu diskutieren. Als sie allmählich von den Massenmorden in den Vernichtungslagern oder durch Erschießungen erfuhren, erschien vielen von ihnen eine Revolte immer zwingender. Manche der dann entstehenden Bewegungen waren über die Ghettogrenzen hinaus vernetzt. So gab es gute Kontakte zwischen der jüdischen Kampforganisation ŻOB (Żydowska Organizacja Bojowa) in Warschau, Krakau und Tschenstochau. Andere Gruppierungen, gerade diejenigen in kleineren Gettos, mussten vollständig unabhängig voneinander agieren.

Zum Weiterlesen:

Bundeszetnrale für politische Bildung (Andrea Löw, 2014): Widerstand und Selbstbehauptung von Juden im Nationalsozialismus.

Jahr:

1943