Migration und Flucht 4

Quote:

Wo sind heute die Pequot? Wo sind die Narragansett, die Mohicans, die Pokanoket und viele andere ehemals mächtige Gruppen unserer Leute? Sie sind wegen der Habgier und der Unterdrückung des weißen Mannes verschwunden, wie Schnee vor der Sommersonne. Werden wir uns zerstören lassen, ohne uns unserer Herkunft würdig anzustrengen? Sollen wir ohne Kampf unsere Häuser, unser Land, das uns der Große Geist hinterlassen hat, aufgeben? Die Gräber unserer Toten und alles, was uns teuer und heilig ist? Ich weiß, ihr werdet mit mir sagen: Niemals! Niemals!

Quelle:

Zitiert in Alex Alvarez (2016): Native Americans and the Question of Genocide. Lanham: Rowman & Littlefield, S. 9. Das Zitat könnte auch 1813 entstanden sein.

Autor*inneninfo:

Tecumseh Shawnee (1768-1813) war ein Kämpfer und Anführer der Shawnee im heutigen Ohio/USA. Er war bekannt als guter Redner und für seine Fähigkeit, unterschiedliche Gruppen zu vereinen.

Kontext:

TecumsehNach dem US-amerikanischen Unabhängigkeitskrieg Ende des 18. Jahrhunderts wurde eine neue Einwanderungspolitik propagiert. Ein liberal organisiertes Migrationsregime sollte Migration aus Europa fördern. Dem standen die Versklavung von Menschen aus Afrika, Vertreibungen, Genozide und Enteignungen der Native Americans gegenüber. In der Siedler:innenkolonisation der Europäer:innen wehrten sich Native Americans gegen die Landenteignung und Genozide in kriegerischen Auseinandersetzungen. Nach der Niederschlagung des indigenen Widerstands gründeten die Siedler:innen Native American Reservate. Tecumseh arbeitete lange daran, im 18. Jahrhundert eine große Allianz gegen die weißen Siedler:innen zu bilden. In diesem Zitat, in dem Tecumseh um seine Zeitgenoss:innen trauert, wird die traumatische Brutalität des Genozids an den Native Americans deutlich.

Zum Weiterlesen:

*Vine Deloria (1969): Custer Died for your Sins. An Indian Manifesto. New York: Macmillan.

Jahr:

1811