Mensch-Natur 6

Quote:

Und so sagen sie, wir seien auf diese Erde gekommen, um die Welt zu vernichten. Sie sagen, die Winde würden die Häuser verwüsten und die Bäume fällen, und das Feuer würde sie versengen. Wir aber würden alles verschlingen, wir würden die Erde aufbrauchen, die Flüsse umleiten, wir seien niemals still, würden niemals ruhen, sondern stets von hier nach dort eilen, das Gold und das Silber suchend, und dann würden wir damit Glücksspiel treiben, Krieg führen, uns gegenseitig töten, rauben, fluchen, niemals die Wahrheit sagen, und wir hätten sie ihrer Lebensgrundlage beraubt.

Quelle:

Siliva Federici (2012): Caliban und die Hexe: Frauen, der Körper und die ursprüngliche Akkumulation. Wien: Mandelbaum kritik & utopie, S. 265.

Autor*inneninfo:

Girolamo Benzoni (1519 - ca. 1572) war ein italienischer Eroberer und Händler. Er schloss sich 1542 spanischen Kolonisierungsfahrten in die Amerikas an. Seine „Geschichte der Neuen Welt“, aus der das Zitat stammt, enthält stark autobiographische Züge. Er gilt als Überlieferer der berühmten Geschichte um das „Ei des Kolumbus“.

Kontext:

Girolamo_BenzoniVon 1492 bis 1550 starben aufgrund der Kolonisierung durch Spanien und Portugal (unter Beteiligung anderer europäischer Mächte und auch Deutscher) schätzungsweise 90-95% der 80-100 Millionen Bewohner:innen von Lateinamerika. Das zwischen 1500 und 1650 aus Lateinamerika nach Spanien verschiffte Silber stellte das Dreifache der gesamten europäischen Reserven dar und dieses Kapital führte u.a. dazu, dass sich in Europa Manufakturen und Industrien bilden konnten. Gold- und Silberabbau beinhaltete massive Umweltzerstörung und basierte auf Zwangsarbeit, die viele Tote forderte.

Zum Weiterlesen:

*Eduardo Galeano (1980): Die offenen Adern Lateinamerikas. Die Geschichte eines Kontinents von der Entdeckung bis zur Gegenwart. Wuppertal: Hammer. *Silvia Federici (2012): Caliban und die Hexe: Frauen, der Körper und die ursprüngliche Akkumulation. Wien: Mandelbaum kritik & utopie, S. 265-292.

Jahr:

1565