Quote:
„Der Arzt erkannte sofort, dass der Mann an Syphilis im Endstadium litt. Er verschrieb ihm Penicillin – und bekam deshalb furchtbaren Ärger von der Seuchenschutzbehörde. Ihm wurde vorgeworfen, er habe jemanden behandelt, der nicht behandelt werden durfte. Kein Wunder, er wusste nichts von der Studie.“
Quelle:
Der Spiegel (Johanna Lutteroth), 07.06.2012: "Medizin-Skandal Todesstudie von Tuskegee."
Autor*inneninfo:
Peter Buxtun (geb. 1937) ist ein amerikanischer Sozialarbeiter und ehemaliger Mitarbeiter des United States Public Health Service, der aufgrund seiner Veröffentlichung der Tuskegee-Syphilis-Studie als Whistleblower bekannt wurde. Das Experiment wurde nach seinem öffentlichen Bekanntwerden eingestellt.
Kontext:
In den 1930er Jahren begannen Mediziner:innen, arme Schwarze männliche Landarbeiter, die an Syphilis litten, in der sogenannten Tuskegee-Studie zu missbrauchen. Sie wollten erforschen, wie sich Syphillis entwickelt, wenn sie unbehandelt bleibt. Die Studie wurde vom Public Health Service, einer dem US-Gesundheitsministerium unterstehenden Behörde durchgeführt. Fast 400 erkrankten Männern in Tuskegee (Alabama) wurde absichtlich und ohne ihr Wissen eine wirksame Therapie vorenthalten. Es war verboten, den Erkranten Penecellin zu verschreiben, als es 1943 als wirksames Medikament gegen Syphilis entdeckt wurde. Ziel war es, das Fortschreiten der Krankheit und ihre Spätfolgen zu beobachten. „Die Studie hatte überhaupt keinen wissenschaftlichen Wert. Denn die grausigen Folgen der Syphilis waren schon seit Jahrhunderten bekannt“ (Berliner Zeitung, 19.05.2022). Die Studie wurde erst 1972 abgebrochen, nachdem Peter Buxton jahrelang vergeblich versucht hatte, auf den Missbrauch aufmerksam zu machen. Die selbe Forscher:innengruppe infizierte in den 1940er Jahren hunderte Menschen in Guatemala mit dem Virus, um die Kranheit zu erforschen (ebds.). Obwohl die Forscher:innen die Tuskegee-Studie in 15 medizinischen Journalen beschrieben, gab es nie einen Aufschrei in der Fachwelt (Martin J. Tobin 2022).
Zum Weiterlesen:
*Berliner Zeitung (Annett Stein), 19.05.2022): "Tuskegee-Experiment: Folgen der grausamen Menschenversuche reichen bis heute."
*Tobin (2022): "Uncovering the Tuskegee Syphilis Study: The Story and Timeless Lessons."
Jahr:
1965