Quote:
„Die deutsche Wissenschaft sollte bei dem allseitig aufgenommenen Kampf gegen die Schlafkrankheit (auch eine portugiesische Mission ist seit einigen Jahren tätig) nicht zurückbleiben. Den vereinigten Bemühungen der englischen, französischen, portugiesischen und deutschen Ärzte wird es hoffentlich gelingen, dieser mörderischen, auch unsere Kolonien ernstlich bedrohenden Seuche Herr zu werden.“
Quelle:
Robert Koch (1904): "Über die Schlafkrankheit (Brief an den Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten)"
Autor*inneninfo:
Robert Koch (1843-1910) war ein deutscher Mikrobiologe und gilt als einer der Pioniere der bakteriologischen Forschung. Er erlangte weltweite Bekanntheit durch seine Entdeckungen von Krankheitserregern, darunter das Tuberkulose-Bakterium (Mycobacterium tuberculosis) und den Cholera-Erreger (Vibrio cholerae), was ihm 1905 den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin einbrachte.
Kontext:
Medizinische Forschung spielte im Kolonialismus eine Schlüsselrolle. Nach Einschätzung des ehemaligen Leiters des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin (Universität Heidelberg) hätte Afrika ohne die Fortschritte in der Bekämpfung von Malaria und anderen Kranheiten niemals so kolonisiert werden können (SRF, 04.02.2021). Robert Koch experimentierte von 1906 bis 1906 mit dem arsenhaltige Mittel Atoxyl im heutigen Uganda. Ihm war bekannt, dass Atoxyl in hoher Dosis gefährlich ist. Koch spritze das Mittel in Intervallen von sieben bis zehn Tagen und nahm Schmerzen, Erblindung und den Tod tausender Menschen billigend in Kauf (ebds.). Dafür wurden die Kranken in sogenannten Konzentrationslagern gefangen gehalten. Das Konzept des KZ entnahm Koch den britischen Kolonisator:innen Südafrikas, die in diesen Lagern politische Gegner:innen inhaftierten (Bauche 2006). Die Lager dienten als Isolationsort der Kranken, damit sich Krankheiten nicht weiter verbreiteten, aber auch als Forschungsstätte, in dem Menschen zu medizinischen Versuchen gezwungen wurden „Da in den Konzentrationslagern eine genaue Beobachtung während längerer Zeit möglich sei, könne man hier am besten den empfehlenswerten Modus der Atoxylbehandlung ausfindig machen und beispielsweise auch eine etappenmäßige Therapie erproben“ (Robert Koch zitiert nach Bauch 2006).
Zum Weiterlesen:
*Manuela Bauche 2006: Robert Koch, die Schlafkrankheit und Menschenexperimente im kolonialen Ostafrika. In: Freiburg Postkolonial/Orte
Jahr:
1904