Kolonialismus 18

Quote:

Die Piru-Indianer glaubten gewöhnlich, dass die Seelen nach diesem Leben weiterlebten (…). Zu diesem Zweck legten sie ihren Nachkommen Kleider an und brachten Opfer dar. (…) So töteten sie an dem Tag, an dem sie starben, die Frauen, die ihnen gefallen hatten, und Diener und Beamte, damit sie ihnen im anderen Leben dienen würden. (…) Der gleiche Aberglaube und die Unmenschlichkeit, Männer und Frauen für die Begleitung und den Dienst der Verstorbenen im Jenseits zu töten, haben andere barbarische Nationen benutzt und benutzen sie noch immer.

Quelle:

Padre Joseph de Acosta (1589): Historia Natural y Moral de las Indias. Sevilla: Casa de Juan de Leon, S. 26.

Autor*inneninfo:

Padre José de Acosta (ca. 1539-1600) war spanischer Jesuit. Nachdem er in Spanien an der Universität gelehrt hatte, reiste er 1570 als Missionar in die Amerikas. Er ist Verfasser von "Historia natural y moral de las Indias", aus dem das Zitat stammt.

Kontext:

Jose de AcostaMit der Bezeichnung der indigenen Bevölkerung der Amerikas als bestialisch, kannibalistisch, als Teufelsanbeter:innen etc. rechtfertigten die Spanier:innen ihr Eroberungen. So konnten sie ihre Jagd nach Gold und Silber als Zivilisierungsmission tarnen (Federici 2014: 267). Diese Erzählungen, u.a. von de Acosta weitergeführt, halfen der spanischen Krone, um vom Papst 1508 die komplette Autorität über die Amerikas zugesprochen zu bekommen und rechtfertigten Unterwerfung, Versklavung, Vergewaltigung, Folter und Vernichtung. Einige vorkoloniale Gesellschaften in den Amerikas brachten tatsächlich massenhaft Menschenopfer. Allerdings standen diese in keinem Verhältnis zu der fast vollständigen Vernichtung der indigenen Bevölkerung durch die Spanier:innen, die u.a. der Dominikanermönch Bartolomé de las Casas beschreibt. Laut dem Cortez kamen 1521 bei der Eroberung der aztekitschen Stadt Tenochtitlan 100.000 Menschen ums Leben (ebd.: 269).

Zum Weiterlesen:

*James Cockcroft (1983): Mexico: Class Formation, Capital Accumulation and the State. New York: Monthly Review Press, S. 19 *Silvia Federici (2014): Caliban und die Hexe. Frauen, der Körper und die ursprüngliche Akkumulation. Wien: Mandelbaum kritik & utopie, S. 267ff. *Teno, Jean­ Marie (2004): "Gehet hin in alle Welt ..." Die deutsche Mission in Afrika. Dokumentarfilm. Frankreich/ Deutschland.

Jahr:

1589