Gender und Sexualität 10

Quote:

Beim Suchen fand ich etwas, das ich nicht erwartet hatte, etwas, wofür auch Jahrzehnte von entschlossener Assimilation mich nicht blind machen konnten: In diesem schwulen Mekka war ich ein unsichtbarer Mann; immer noch hatte ich keinen Schatten, keine Substanz. Keine Geschichte, keinen Platz. Keine Spiegelung. Ich war ein Alien, ungesehen – und gesehen, ungewollt. Hier, wie in Hepzibah, war ich ein [N.], immer noch. Ich gab auf.

Quelle:

Aus Marlon Riggs‘ „Tongues Untied“, zitiert in: José Esteban Muñoz (1999): Disidentifications. Queers of Color and the Performance of Politics. Minneapolis: University of Minnesota Press, S. 9.

Autor*inneninfo:

Marlon Riggs (1957-1994) war US-amerikanischer Filmemacher, Dichter und gay-rights-Aktivist.

Kontext:

Marlon RiggsRiggs spricht davon, wie unterschiedliche Strukturen wie Rassismus und Sexualität sich gegenseitig beeinflussen. Das wird Intersektionalität genannt. Diskriminierung intersektional zu denken wird einer Lebensrealität gerecht, in der jede:r immer mehrere Zugehörigkeiten empfindet oder von der Gesellschaft zugeschrieben bekommt (Alter, Geschlecht, sexuelle Identität, Behinderung, legaler Status, Bildungsabschluss, u.v.m.). So schrieb beispielsweise Audre Lorde davon, dass sie innerhalb der lesbischen Community Schwarz und innerhalb der Schwarzen Community lesbisch sei. Lorde schreibt, dass es keine Hierarchie der Unterdrückung gibt, sodass man Unterdrückung immer in seinen vielfältigen Erscheinungsformen erkennen und bedenken muss.

Zum Weiterlesen:

*Marlon Riggs (1994): Black is ... Black ain‘t. Dokumentarfilm. 87 min. *Marlon Riggs (1989): Tongues untied. Dokumentarfilm. 55 min. *Audre Lorde (2009): I Am Your Sister: Collected and Unpublished Writings of Audre Lorde. Oxford & New York: Oxford University Press.

Jahr:

1989