Quote:
Der „Arbeitsethos“ der Türken erfülle die Ansprüche der Wirtschaft: jung, kräftig, ungelernt, diszipliniert und duldsam, oder wie es in der Korrespondenz des Westfälisch-Lippischen Landschaftsverbands mit der Bundesanstalt für Arbeitsvermittlung zum „Türken“ lautet, der „wenn er richtig angefasst wird, durchaus einzufügen und brauchbar zu sein“ scheint.
Quelle:
Zitat: Jörg Huwer (2014): Gastarbeiter im Streik. Die Arbeitsniederlegung bei Ford Köln im August 1973. Köln: DOMiD, S. 23.
Bild: Ford73 Blogspot
Autor*inneninfo:
Mitarbeiter des Westfälisch-Lippischen Landschaftsverbands, einer Trägerorganisation für Sozial-, Jugend- und Behindertenhilfe.
Kontext:
Die boomende westdeutsche Nachkriegswirtschaft brauchte Arbeitskräfte, wollte aber keine hohen Löhne zahlen. Deutsche Wirtschaft und Politik meinte, dass man Arbeiter:innen aus Südeuropa und Nordafrika weniger Lohn würde bezahlen müssen. Für sie galten auch keine Tarifverträge, sie hatten somit nicht die gleichen Rechte. Das Zitat zeigt, wie auch im 20. Jhd. über ausländische Arbeiter:innen gesprochen wurde (defizitäre Fremdzuschreibung, ohne strukturelle Diskriminierung zu erwähnen, Türkmen 2017: 50f.). Diese organisierten sich aber zunehmend selbst. 1973 kam es bei Ford in Köln einem “wilden Streik” von 6000 türkischen Arbeitern, entfacht von Widerstand gegen die strikten Urlaubsregelungen. Er wurde unter anderem mit Schlägertrupps der Werksleitung niedergeschlagen (Betriebszelle Ford 1973: 68ff.).
Zum Weiterlesen:
*Ceren Türkmen (2017). Gastarbeitsgeschichte zwischen Migrationsregime, Staat und kommunaler Befreiung. Methoden zur Wissensproduktion, Material & Machtkritik. In glokal: Connecting the Dots. Lernen aus Geschichte(n) zu Unterdrückung und Widerstand.
*Ceren Türkmen (2014): Gastarbeiter entdecken den Wilden Streik. Rezension zu Jörg Huwers „Gastarbeiter im Streik. Die Arbeitsniederlegung bei Ford Köln im August 1973". In: Kritisch-Lesen, Nr. 33.
*Betriebszelle Ford der Gruppe Arbeiterkamps (1973): Streik bei Ford Köln.
Jahr:
1973