Antisemitismus6

Quote:

Es scheint, dass die Deutschen uns Auschwitz nie verzeihen werden.

Quelle:

Leo Katcher (1968): Post Mortem. The Jews in Germany now. New York: MW Books.

Autor*inneninfo:

Österreich-Ungarn: Zvi Rix. Zvi Rix (1909-1981) wurde in Österreich-Ungarn geboren. Der jüdische Arzt arbeitete zunächst in Wien. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten floh er und widmete sich der Psychoanalyse mit Schwerpunkt auf generationale Traumaverarbeitung. Er wanderte nach Israel aus, wo er bis zu seinem Tod lebte.

Kontext:

Der Satz nimmt Bezug auf den "Schuldabwehrantisemitismus". Eine der prägenden, größeren Manifestationen dieses „Schuldabwehrantisemitismus“ in der Berliner Republik war die Walser-Rede in der Frankfurter Paulskirche 1998. Walser sprach in seiner Laudatio vom Holocaust als eine „Dauerrepräsentation unserer Schande“, von einer „Instrumentalisierung unserer Schande zu gegenwärtigen Zwecken“. Auschwitz sei ein „jederzeit einsetzbares Einschüchterungsmittel“ um „alle Deutschen“ zu verletzen. Die 1.200 Zuhörer – die Elite Deutschlands – stand auf und applaudierte „stürmisch“. Nur Friedrich Schorlemmer, Ignatz Bubis und seine Frau blieben sitzen. Walser hatte bis dahin als ein „Linker“, progressiver Intellektueller gegolten. Alle Motive der Leugnung, der Relativierung sowie der „Schlussstrich“-Forderung spielen also im Komplex des sogenannten sekundären Antisemitismus eine Rolle. Vereinfacht ausgedrückt handelt es sich hierbei um eine Projektion, um das eigene Eingeständnis des im deutschen Namen verübten Verbrechens zu verhindern.

Zum Weiterlesen:

Max Czollek (2018): Desintegriert euch. München: Hanser Verlag. Jüdische Allgemeine (Meron Mendel, 2020): Moralische Selbsterhöhung. Die Deutschen werden keine Gelegenheit verpassen, die Juden über Auschwitz zu belehren.

Jahr:

1968