Antisemitismus19

Quote:

Die Juden könnten, einmal ausgewandert, ungehindert mit ihren Rassengenossen der übrigen Welt in Verbindung treten, und dem verlassenen Lande mehr Schaden zurichten als bisher. […] Außerdem kämen die Juden ihrem Ziele der ‚Errichtung eines jüdischen Nationalstaats‘ […] näher. Ich möchte mir erlauben, Ihre Aufmerksamkeit darauf zu lenken, dass es sehr angebracht und zweckmäßiger wäre, die Juden an der Auswanderung aus Ihrem Land zu verhindern und sie dorthin zu schicken, wo sie unter starker Kontrolle stehen, z.B. nach Polen. Damit entgeht man ihrer Gefahr und vollbringt eine gute, dankbare Tat dem arabischen Volk gegenüber…

Quelle:

Sönke Zankel (2006): Der Jude als Anti-Muslim. Amin al-Husseini und die „Judenfrage“. In: Niklas Günther, Sönke Zankel (Hrsg.): Abrahams Enkel. Stuttgart: Franz Steiner Verlag, S. 48.

Autor*inneninfo:

Palästina: Mohammed Amin Al-Husseini Al-Husseini (1895 - 1974) war ein islamischer Geistlicher und palästinensischer arabischer Nationalist aus einer der einflussreichsten Familien Jerusalems. Er wurde bekannt als Großmufti von Jerusalem.

Kontext:

Amin al-Husseini spielte eine entscheidende Rolle bei der Ausbreitung des modernen Antisemitismus im arabischen Raum und der Zusammenarbeit islamistischer Antisemiten mit den Nationalsozialisten. Er war überzeugter Befürworter der Vernichtung der europäischen Juden im Deutschen Reich und in den von Deutschland besetzten Gebieten. Er knüpfte Kontakte zu den Nationalsozialisten, gewann die Unterstützung durch deutsche Führungskreise und lebte von Oktober 1941 bis zum Ende des zweiten Weltkriegs in Berlin. In dieser Zeit wurde er Mitglied der SS und betrieb Propaganda für Deutschland in arabischer Sprache. In der Spätphase des Weltkriegs half al-Husseini auf dem Balkan bei der Mobilisierung von Muslimen für die Waffen-SS. Nach dem Krieg wurde er in mehreren europäischen Staaten als Kriegsverbrecher gesucht und nach seiner Festnahme in der Schweiz an die französischen Behörden übergeben. Nachdem Frankreich, England und die USA aus strategischen Gründen darauf verzichteten, Husseini als Kriegsverbrecher anzuklagen, fand er 1946 in Ägypten Asyl, von wo aus er seine Ideen weiterverfolgte. Infolge der mit dem Palästinakrieg von 1948 einsetzenden massenhaften Flucht von Palästinensern verlor er seine politische Führungsstellung.

Zum Weiterlesen:

David Motadel (2014): Für Prophet und Führer - die islamische Welt und das Dritte Reich. Stuttgart: Klett-Cotta Verlag.

Jahr:

1941