Antisemitismus13

Quote:

Man ahnt, daß dieses Schandmal gegen die Hauptstadt und das in Berlin sich neu formierende Deutschland gerichtet ist. Man wird es aber nicht wagen, so sehr die Muskeln auch schwellen, mit Rücksicht auf die New Yorker Presse und die Haifische im Anwaltsgewand, die Mitte Berlins freizuhalten von solch einer Monstrosität.

Quelle:

Der Spiegel (Rudolf Augstein, 1998): Wir sind alle verletzbar. 30.11.1998.

Autor*inneninfo:

Deutschland: Rudolf Augstein. Augstein (1923-2002) kam in Hannover zur Welt. Als Soldat der Wehrmacht wird Augstein an der Ostfront als Funker und Kanonier eingesetzt. Nach dem Krieg arbeitet er zunächst als Redakteur beim „Hannoverschen Nachrichtenblatt“, bevor er im Jahre 1947 mit zwei Kollegen das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ gründet. Bis zu seinem Tode stand der dem Magazin als Herausgeber vor. Heute steht das Magazin in kritischer Distanz zu seinem Gründer.

Kontext:

1999 beschloss der Bundestag nach monatelanger öffentlicher Debatte die Errichtung eines Denkmal für die ermordeten Juden Europas, unweit des Brandenburger Tores in Berlin. Augstein brachte sich in die Debatte ein und betitelte das geplante Denkmal als "Schandmal". Augstein fiel allerdings schon weitaus früher mit geschichtsrevisionistischen und antisemitischen Inhalten auf. Bereits 1950 forderte der junge Augstein im „Spiegel“, man möge doch Kriminalbeamte mit einem SS-Rang, die ins Reichssicherheitshauptamt übernommen wurden, in den bundesdeutschen Polizeidienst aufnehmen. In den Spiegelserien dieser Zeit wurde etwa Arthur Nebe, der in der NS-Zeit Vergasungen anordnete, der Held einer 30-teiligen „Spiegel“-Serie über „Glanz und Elend der deutschen Kriminalpolizei." Der Spiegel-Herausgeber schrieb verständnissvoll: „Wir sind alle Nebes“. Den Begriff des "Schandmals" nahm der Faschist und AFD-Politiker Björn Höcke 2017 in seinen hetzerischen Reden auf und verlangte eine 180 Grad Wende der deutschen Erinnerungspolitik.

Zum Weiterlesen:

Jahr:

1998