Quote:
Womit verdienen wir doch bei solchen edlen, großen Heiligen, dass sie [die Juden] uns so feind sind? (…) Wir fluchen ihnen nicht, sondern wünschen ihnen alles Gute, leiblich und geistlich, beherbergen sie bei uns, lassen sie mit uns essen und trinken. Wir stehlen und zerpfriemen ihre Kinder nicht, vergiften ihr Wasser nicht. Uns dürstet nicht nach ihrem Blut. Womit verdienen wir denn solchen grausamen Zorn, Neid und Hass solcher großen heiligen Kinder Gottes?
Quelle:
Martin Luther (1543): Von den Juden und ihren Lügen, Erstausgabe Wittenberg, S. 92.
Autor*inneninfo:
Deutschland: Martin Luther
Martin Luther (1483-1546) gilt als radikaler Reformator und Gründer der mittelalterlich-protestantischen Kirche. Sein Anschlagen der 95 Thesen an die Schlosskirche in Wittenberg, in denen er die Unfehlbarkeit katholischer Autorität in Frage stellte, führte zur Spaltung der Kirche.
Kontext:
Luthers theologisch begründeter Antijudaismus brandmarkte die Juden als ärgste Feinde des Christentums, die notwendig Gottes Zorn auf sich zögen. Er ließ seinen Judenhass in seinen Schriften bis in die letzten Tage vor seinem Tod in aller Vehemenz zum Ausdruck kommen. Der Hass gipfelte dabei in den Forderungen nach Verbrennung der Synagogen und Vertreibung der Juden. Teile seiner Ressentiments wurden vom modernen Antisemitismus des 19. und 20. Jahrhundert reaktiviert.
Zum Weiterlesen:
Thomas Kaufmann (2014): Luthers Juden. Ditzingen: Reclam Verlag.
Jahr:
1543