Entwicklung

Wann behauptete ein französischer Staatsmann: „dass der Afrikaner nicht genug in die Geschichte eingetreten ist. [Es gibt] Platz weder für das Abenteuer der Menschheit noch für die Idee des Fortschritts.“

Richtig! Leider falsch!

Nicolas Sarkozy (geb. 1955) war von 2007 bis 2012 französischer Staatspräsident. Das Zitat stammt aus einer Rede Sarkozys an der Cheikh Anta Diop-Universität im Senegal. Der Senegal war bis 1960 eine Kolonie Frankreichs. Der Historiker Cheikh Anta Diop (1923-1986) hatte erklärt, die westliche Geschichtswissenschaft erforsche die Welt aus einer eurozentristischen Perspektive und verfälsche sie die Geschichte Afrikas.

Wann schrieb ein deutscher Wissenschaftler: „Im eigentlichen Afrika ist es die Sinnlichkeit, bei der der Mensch stehenbleibt […] Diese Völker sind aus sich nie herausgekommen, haben in der Geschichte keinen Fuß gefaßt.“

Richtig! Leider falsch!

Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831) war einer der wichtigsten deutschen Philosophen der Aufklärung. Seit der Aufklärung gibt es die Vorstellung, Gesellschaften in unterschiedliche Entwicklungsstufen zu unterteilen. Für eine höhere „Zivilisationsstufen“ wurde es für notwendig angesehen, die Natur und sogenannte „Naturvölker“ zu kontrollieren und zu unterwerfen. Mit dieser Selbsterhöhung u.a. durch Hegel rechtfertigten Europäer:innen koloniale Gewalt.

In welchem Jahr analysierte ein Psychiater von der Insel Martinique: „Dieser europäische Überfluß ist buchstäblich skandalös, denn er ist auf dem Rücken der Sklaven errichtet worden, [...] er stammt [...] aus der Erde dieser unterentwickelten Welt.“

Richtig! Leider falsch!

Frantz Fanon (1925-1961) war ein in der französischen Kolonie Martinique aufgewachsener Vordenker der antikolonialen Bewegung. In den 1950er Jahren schloss er sich dem algerischen Befreiungskampf gegen die französische Kolonialmacht an. Fanon beschreibt „Entwicklung“ und „Unterentwicklung“ als eine unmittelbare Folge des Kolonialismus nach der Befreiung der Kolonien. Für ihn ist Entwicklungshilfe keine „Hilfe“, sondern eine Entschädigungsleistung für Grausamkeiten und Ausbeutung des Kolonialismus.

Aus welchem Jahr stammt die Publikation der Bundeszentrale für politische Bildung, in der die Vorteile des Kolonialismus gelobt wurden: „Aufbau von Schul- und Gesundheitssystemen, Infrastrukturen und das Eindringen des ‚europäischen Geistes‘.“

Richtig! Leider falsch!

Die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) erstellt und verlegt Materialien, organisiert Veranstaltungen sowie fördert anderer Träger der politischen Bildung. Das Zitat beruht auf dem kolonial-rassistischen Argument, dass Afrikaner:innen ohne die Europäer:innen weder Bildung noch Gesundheitssysteme noch irgendeine Form der Infrastruktur hätten.

Wann forderte eine Aktivist:innengruppe: „Wenn du gekommen bist, um mir zu helfen, verschwendest du deine Zeit. Aber wenn du gekommen bist, weil deine Befreiung mit meiner zusammenhängt, dann lass uns zusammen arbeiten!“

Richtig! Leider falsch!

Aborigine Aktivist:innengruppe aus Queensland, Australien. Der Gedanke von Hilfe ist nicht nur in der „Entwicklungshilfe“ stark vertreten: Anderen müsse geholfen werden, weil sie es selbst angeblich nicht können. Obwohl in Australien Aborigines sind z.B. in der Umweltschutzbewegung stark vertreten sind, gibt es Bevormundung durch weiße Australier:innen.

Wann schrieb ein Historiker aus Guayana, dass der Rassismus „nicht den persönlichen bösen Willen der Kolonialherren oder ihrer rassischen Herkunft, sondern vielmehr an der organisierten Bosheit des kapitalistisch-kolonialistischen Systems liegt?”

Richtig! Leider falsch!

Walter Rodney (1942-1980) war ein marxistischer Historiker und Politiker aus Guyana. Rodney argumentiert, dass Afrika durch Versklavung, imperialistische Dominanz, Kolonisierung und allgemeine Ausbeutung vom Westen abhängig gemacht wurde. Verarmung und Misere seit dem Ende der Kolonialzeit seien damit zu erklären.

Wann sagte eine indische Physikerin: „Entwicklung [...] basiert auf der Ausbeutung oder dem Ausschluss von Frauen (westliche wie nicht-westliche), auf der Ausbeutung und Verschmutzung der Umwelt und auf der Ausbeutung und Erosion anderer Kulturen.“

Richtig! Leider falsch!

Vandana Shiva (geb. 1952) ist eine indische Physikerin, Aktivist:in und Trägerin des Alternativen Nobelpreises. Shiva ist eine der wichtigsten Vertreter:innen des Ökofeminismus, der davon ausgeht, dass Ausbeutung von Frauen und Natur im Zusammenhang stehen. Frauen sind besonders stark von Umweltzerstörung betroffen. Zum Beispiel, da sie vor allem im Globalen Süden in der Landwirtschaft arbeiten. Hier bauen sie 60 bis 80% der Nahrung an (dw.com, 14.10.2019).

Aus welchem Jahr stammt der Ausspruch: „Wenn nötig, werden wir sie mit dem Stock ins Paradies treiben“?

Richtig! Leider falsch!

Abel Alier (geb. 1933) war von 1971 bis 1982 Vizepräsident des Sudan. Der Satz des ehemaligen Vizepräsidenten war eine Reaktion auf den Widerstand von Dinka und Nuer gegen das Jonglei-Kanalprojekt. Er drückt die Gewalt aus, die Mega-Entwicklungsprojekte oft begleitet. Wahrscheinliche Schäden bei einer Fertigstellung des Kanals wären Dürren und Grundwasserverseuchung im Südsudan (sudantribune.com, 26.05.2007).

Wann schrieb ein englischer Jurist: „Es genügt ihnen nicht, müßig und üppig zu leben, der Allgemeinheit nicht zu nützen, [...]; sie lassen kein Stück Land zur Bebauung übrig, sie zäumen alles als Weide ein, reißen die Häuser ab, zerstören die Dörfer ...“?

Richtig! Leider falsch!

Thomas Morus (1478-1535) war englischer Anwalt und Politiker, der wegen Hochverrats hingerichtet wurde. 1935 wurde er zum Heiligen ernannt. Ab Ende des 15. Jahrhunderts werden viele Kleinbäuer:innen, durch Großgrundbesitzer enteignet. Diese Landprivatisierung in Europa beginnt zeitgleich mit der kolonialen Expansion in die Amerikas. Englischen Großgrundbesitzer:innen benötigen Land für Schafe, um Stoffe herzustellen. Die verarmten Bäuer:innen flüchteten in die Städte.

Wann sagte eine deutscher Minister: „Entwicklungszusammenarbeit muss nicht schädlich für deutsche Unternehmen sein“?

Richtig! Leider falsch!

Dirk-Ekkehard Niebel (geb. 1963) ist ein ehemaliger deutscher Politiker (FDP) und Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (2009 bis 2013). Seit 2015 ist er beim Rüstungsunternehmen Rheinmetall tätig. Niebel unterstützte als Minister deutsche Unternehmen im Ausland wie Neumann (NKG). NKG wollte in Uganda eine Kaffeeplantage eröffnen. Das Land sollte aber unbewohnt sein. So wurden 2000 Menschen gewaltsam vertrieben. Niebel stellte sich schützend vor NKG (Die Zeit, 13.08.2013). Ende 2019 bot der ugandische Staat den Vertriebenen Entschädigung an.